Ein Polterabend | Berlin-Film-Katalog #78
8.10.2018 | 18 Uhr
DDR 1955 | 86 Minuten | 35mm | R: Curt Bois | K: Robert Baberske | M: Paul Strasser | mit Werner Peters, Charlotte Brummerhoff, Willy A. Kleinau, Gerhard Bienert, Johannes Maus, Paul Heidemann, Barbara Brecht-Schall
Curt Bois (1901-1991), der seine Karriere 1908 als Kinderstar im Charlottenburger Theater des Westens begann, war einer der bedeutendsten deutschen Charakterkomiker des zwanzigsten Jahrhunderts. Max Reinhardt, Heinz Hilpert, Bertolt Brecht, Fritz Kortner und Ruth Berghaus waren nur einige der Theatergrößen, die ihn schätzten und für ihre Inszenierungen verpflichteten. Im Film konnte der Berliner viel zu wenige Spuren hinterlassen und nur einmal bei einer abendfüllenden Produktion Regie führen: „Ein Polterabend“ entstand 1954/1955 bei der DEFA nach dem gleichnamigen Frühwerk von Werner Bernhardy, der mit Bois auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnete und sich zu einem erfolgreichen Autor volkstümlicher Theater- und Fernsehstücke entwickelte. Angesiedelt im leider nicht mehr sehr revolutionären Berlin des Jahres 1849, dreht sich die zeitkritische Komödie um den berühmten Schriftsteller und Journalisten Adolf Glaßbrenner und einige seiner Figuren. Dem farbigen Kostümfilm, der genregerecht mit beachtlichem Aufwand produziert wurde, drückte er seinen Stempel auf: Mit einem Feuerwerk an Gags und Tricks, bizarren Einfällen und absurdem Humor, charmanten Albernheiten und Wortspielen, hemmungslos überzeichneten Charakteren, Slapstick und Situationskomik entstand eine überbordende Burleske. „Ein Polterabend“ geriet nahezu vollständig in Vergessenheit. Wir zeigen diese Wiederentdeckung nicht nur als Verbeugung vor dem brillanten Erzkomödianten Curt Bois, sondern auch zur Erinnerung an Werner Peters, der hier den Pippich spielte und dessen Geburtstag sich am 7. Juli 2018 zum hundertsten Male jährte.
Am 8. Oktober (Montag) mit einer Einführung durch Jan Gympel!