Drei Gesichter (سه رخ – SE ROKH)
31.1. – 6.2.19 | 19:45 Uhr + 7.2. – 11.2. / 13.2. | 20 Uhr
Iran 2018 | 101 Minuten | Persisch mit deutschen Untertiteln | R/K: Jafar Panahi | mit Jafar Panahi, Behnaz Jafari, Marziyeh Rezaei, Maedeh Erteghaei
Per Videobotschaft dringt der flehentliche Hilferuf einer jungen Frau aus der Provinz zu einer berühmten iranischen Schauspielerin durch. Mitten in Dreharbeiten überredet der Star seinen Regisseur, von der Hauptstadt in den Nordwesten des Landes aufzubrechen, um nach dem Mädchen zu suchen. Die Situation erscheint dramatisch: weil ihre traditionelle Familie ein Studium an der Theaterhochschule ablehnt, droht das Mädchen mit Selbstmord. Vielleicht ist es schon zu spät. Als das Duo mit seinem schneeweißen SUV im abgelegenen Bergdorf ankommt, gerät es schnell in eine unübersichtliche Gemengelage. Für die prominenten Gäste aus Teheran ist die Mischung aus Gastfreundschaft, Naivität, Aberglaube, Misstrauen und Häme kaum zu überschauen. Dass das Mädchen bald lebend gefunden wird, klärt die Situation nicht wirklich auf, im Gegenteil. Zurückgeworfen auf elementare Fragestellungen, begreifen die städtischen Eindringlinge, dass sie die Verbindung zu ihren Ursprüngen längst verloren haben. „Drei Gesichter“ ist der mittlerweile vierte Film, den Jafar Panahi („Taxi Teheran“) seit 2011 trotz offiziellen Berufsverbots realisieren konnte. Der iranische Regisseur spielt sich darin wieder selbst, ebenso wie die prominente Darstellerin Behnaz Jafari an seiner Seite. Mit dem Film wird erneut bewiesen, dass äußere Einschränkungen zu großen Leistungen inspirieren können (freilich nicht müssen). Die archaische Wucht und der feine, selbstironische Witz dieser äußerlich einfachen Konstellation ringen Bewunderung ab. Fast spielerisch werden grundlegende existentielle Fragen direkt vor der Haustür gefunden und modellhaft zugespitzt. Der Alltag der „einfachen Menschen“ reduziert sich dabei nicht zum exotischen Tummelplatz verwöhnter Intellektueller, wird vielmehr zum konkreten moralischen Bewährungsfeld.